Man muss nicht in Köln leben, um Kölner zu sein!

Von Asli Can

„Ich spreche lieber Deutsch!“, ist die selbstbewusste Antwort von Rodrigo Gonzales, ein durchreisender Mexikaner, auf die Frage, ob er doch Englisch bevorzugen würde.

Der hinter den Gläsern seiner getönten Sonnenbrille versteckte Blick haftet hierbei fast die ganze Zeit verträumt auf den sanften Wellen des Rheins, welche zaghaft unter den ersten Sonnenstrahlen schaukeln und funkeln, fast wie Juwelen. So besonders ist dieser Ort in Köln für ihn. So kostbar sind diese Momente, die er auf dem Stein, vor dem lebhaft, aber seicht rauschenden Fluss, neben der Hohenzollernbrücke und mit einem makellosem Ausblick auf den Kölner Dom an der Rhein Promenade, verbringt.

Obwohl er nur drei Tage in dieser Stadt verbracht hat und sich erst seit einem Jahr die deutsche Sprache angeeignet hat, berichtet er so von Köln, als sei er einheimisch. Von den typischen Touristenattraktionen bis hin zur heimatlichen Altstadt ist ihm so gut wie alles bekannt. Trotzdem gibt es ein bis zwei Orte die er gerne noch aufsuchen würde. Unter anderem würde er gerne Museen ausfindig machen und die Aussicht auf dem Köln Triangle Panorama genießen. Sein Fokus liegt hierbei jedoch eher auf Museen und vor allem auf dem Kölner Dom, denn wie es unschwer an der Geschichtslektüre mit den zerfransten Seiten, welche er fest mit seinen Händen umfasst, zu erkennen ist, ist der 25-Jährige der Vergangenheit verfallen. Seine Begeisterung auf geschichtliche Ereignisse Deutschlands will er in Köln stillen.

Das ist aber nicht der einzige Grund für seinen Exkurs nach Deutschland. Er will sich unter anderem auch einen Eindruck machen, seine Sprache perfektionieren, bevor er hier sein Politikwissenschaftsstudium beginnt.

Aber die Frage bleibt im Raum: Wieso Köln?

Diese Phrase versetzt seine Stirn in Falten und er schweigt für einige Augenblicke. „Weil es die viert größte Stadt in Deutschland ist“, murmelt er schon beinahe fragend vor sich hin und führt seinen Gedankengang scharf nachdenkend fort, weil er mit dieser Antwort unzufrieden scheint. Der Wind spielt nebenher mit den Seiten seines Taschenbuchs und sein Finger tippt taktvoll auf den Einband.

Er starrt nun in die Ferne und sucht dort nach der Antwort. Und genau dort scheint er sie auch zu finden, denn in seinem nächsten Gedankengang erfasst er, dass Kölns Persönlichkeit ihn angelockt hat. Es sei nicht nur die Entstehungsgeschichte, welche seiner Meinung nach sogar eine Vorbildfunktion habe, sondern auch die ästhetische Architektur der zahlreichen Bauten, die schöne Aussicht auf den Rhein, all das mache Köln so besonders und einzigartig. Umso mehr ist er bedrückt über seine baldige Abreise in eine andere Stadt Deutschlands. Doch fest entschlossen betont er, dass ihm sein Weg wieder nach Köln zurück führen würde. Bis er jedoch zurück kehrt, möchte er erst sein Studium erfolgreich abschließen und seine politischen Interessen in einem zukünftigen Job ausleben, dabei genug Geld sammeln, um beim nächsten Mal mehr tun zu können.

Die Frage, ob Köln seine neue Heimat sein könne, oder ob er sich hier wohler fühle als in Mexiko, begegnet er mit einem herzlichen Lächeln. Er erzählt, dass er es sich sehr wohl vorstellen kann, aber das er noch nicht wirklich eine Entscheidung fällen könnte, zumal er erst seit wenigen Tagen hier ist und wenige Bekanntschaften gemacht hat. Dennoch ist er positiv davon überzeugt, dass er sich mit vielen anfreunden kann, denn obwohl manche zunächst reserviert wirken mögen, seien die Kölner sehr hilfsbereite und nette Menschen.

„Wenn ich die Straße entlang laufe, richte ich meinen Fokus auf die Sonne.“

Diese Aussage erläutert er so, dass er beschließt das Schöne zu verinnerlichen und das es an einem selber lege, wie gut er an einem Ort und mit den anderen auskomme. Das er sein Leben nach diesem Prinzip richtet überrascht einem nicht, denn seine offene Art und seine Faszination für diesen kleinen Rückzugsort am Rhein übereinstimmen mit seinen Ansichten. Auch der Fakt, dass er so viel Begeisterung und Interesse gegenüber der Architektur und den geschichtlichen Ereignissen aufbringen kann und die Tatsache, dass er sich gerne ins Ungewisse stürzt, so wie erpicht darauf ist neues zu sehen und zu lernen, zeigt die Vielfalt, welche in ihm steckt.