„Bilder verbinden“ – Straßenkunst auf der Domplatte

Von Julia Benker

Kühler Wind weht über die Domplatte, die Menschen suchen nach einer guten Position um mit ihren nach oben gestreckten Digitalkameras ein schönes Bild vom Dom zu erhaschen.

Einen Blick auf den Boden und man entdeckt Ralf. Mit Vorsicht verwischt er mit seiner Handfläche die Pastellkreide, um weichere Übergänge zwischen den verschiedenen Farbtönen zu schaffen.

Immer wieder bleiben Passanten stehen und werfen ein paar Münzen in das kleine, geflochtene Bastkörbchen, das vor ihm steht. „Can I take a picture?“ Eine Phrase, die minütlich von vorbeilaufenden Touristen gestellt wird. Mit ausgestreckten Beinen sitzt Ralf auf einem kleinen, braunen Polster und beugt sich über sein Kunstwerk.

Ralf Ernst, knapp 60 Jahre alt, kommt ursprünglich aus Rheinlandpfalz und ist Straßenkünstler. Nach seiner Ausbildung zum Steinmetz begann er in den 80er Jahren mit der Pflastermalerei. Seine Bilder malt er aus dem Kopf, dabei sind seine Handbewegungen und seine Strichführung sehr präzise. Mit intensiven, leuchtenden Farben zaubert er ein Portrait auf die Pflastersteine, denn „Bilder verbinden“, wie er voller Leidenschaft erzählt.

Ralf ist oft auf Festen und zeichnet dort Schnellportraits. Innerhalb weniger Minuten zeichnet er die Gesichter der Leute. Mit seiner Straßenkunst übt er für weltweite Kunstwettbewerbe.

Ralf malt wegen der Freiheit. Er hat die Freiheit in alle Städte zu gehen und dort sein Geld mit der Malerei zu verdienen. Er lernt neue Leute kennen, bei denen er auch übernachtet. Er kommt rum in der Welt, hat schon Einladungen für verschiedene Wettbewerbe erhalten. In Geldern an der niederländischen Grenze belegte er bei einem Kunstwettbewerb den zweiten Platz. Momentan befindet er sich in Köln.

Den ganzen Tag malt er seine Werke auf der Domplatte. „Vom Professor über den Blödmann bis hin zum Junkie läuft hier jeder vorbei“, erzählt er. In Köln hat er mit der Pflastermalerei angefangen. „In Köln lernt man Leute kennen, in Köln trifft sich die Welt.“

Ralf ist sehr vom Wetter abhängig. Bei Regen bleibt er zuhause und malt Acrylbilder, an lauen Sommertagen bleibt er auch mal länger auf der Domplatte und malt. Bei der Masse an unterschiedlichen Menschen verschiedener Nationen bekommt Ralf auch oft Hass zu spüren.

Beleidigungen wie „Ey, du Arschloch!“ und Menschen, die über seine Kunstwerke laufen, gehören zu seinem Alltag. „Mit der Zeit lernt man, mit Anfeindungen umzugehen und damit klarzukommen“, sagt Ralf. „Hinterfotzigkeit lernt man auf der Straße kennen.“ Auf solche abfälligen Kommentare reagiert er erst garnicht, da das die ganze Situation nur schlimmer machen würde und er als der „Dumme“ hingestellt werden würde. „Als ich mit der Pflastermalerei begonnen habe, hatten die Menschen noch mehr Respekt“, meinte er.

Ralfs Bilder gehen um die ganze Welt. Er will mit seiner Pflastermalerei noch so lange weiter machen, wie er kann. Er schwärmt von der Ostsee und der Stadt Timmendorf, die er im Sommer besuchen wird. Dort will er dann Leuchtturmbilder malen.