Von Mira Heller
Seine mit schwarzem Kayal umrahmte Augen fixieren den Dom auf seinem Smartphonedisplay. Er betätigt kurz den Aufnahmeknopf und steckt es wieder ein. Dann hebt er den Blick und betrachtet ruhig seine Umgebung. Um ihn herum wuseln einige Menschen, andere stehen so wie er in den letzten Strahlen der Nachmittagssonne, die zusammen mit der Gute-Laune-Marimba-Musik der afrikanischen Straßenmusiker den Platz überflutet. Seine Haltung wirkt lässig, in seinen Händen hält er locker ein grünes Buch – das einzig Farbige an ihm. Sonst ist er ganz in Schwarz gekleidet: schwarze Hose und Oberteil, langer Ledermantel und Hut, unter dem die dünnen schulterlangen schwarzen Haare hervorschauen.
Frank ist wegen der Musik in Köln. Nicht wegen der Straßenmusik, er lacht, er ist auf dem Weg zu einem Musikertreffen mit alten Freunden, einer Szene, die er zuerst nicht nennen will, später dann als die Schwarze Szene bezeichnet. Ein bisschen Musik austauschen, sich nett unterhalten, die Gitarre und den Synthesizer mal wieder auspacken, das ist der Plan für heute Abend.
Graf, Eisleben, Monoink sind Bands, die er hört. Ihm gefällt das Traurige an der Musik, das zum Überlegen anregt, erzählt er gut gelaunt. „Ich leb‘ von der Musik, mehr brauch‘ ich nicht.“ Und jeder Musiker interessiert sich seiner Meinung nach auch für Mode, man kleide sich ja nach seinen Interessen. „Guck ’se dir an“, meint er und zeigt auf die umherlaufenenden Jogginghosen. „Alles Buntlinge“, die sollten sich stilvoller kleiden, Kleider machen ja bekanntlich Leute. Und wenn schon bunt, dann wenigstens bunt genug! Handschuhe mit einer Farbe für jeden Finger und zwei unterschiedliche Schuhe an den Füßen, „dann könnte selbst ich mir überlegen, dafür schwarz abzulegen“, zwinkert er und lacht.
In der Schwarzen Szene steht die Farbe für Mystik, Trauer, Ernsthaftigkeit. Frank will zwar nicht verraten, was seine Tattoos an Hals und im Gesicht zu bedeuten haben, sonst ist er jedoch eher ein bunter Hund. Aus seiner Familie sei keiner so wie er, die wollen aber auch so ein Leben haben. Es sei immer sein Traum gewesen, so zu leben wie er es jetzt tut: unabhängig sein, genug Geld haben um gut klarzukommen, keine Gedanken machen, das Leben eben einfach leben.