Ein facettenreiches Leben in der Gastronomie

Von Kim Schumacher

Circa 15 Uhr Mittags. Im Sion Brauhaus ist es nicht so voll wie Abends, dennoch hört man die Gäste reden und das Personal durch die Gegend laufen. Wolfgang Niechziol, Geschäftsführer des Brauhauses in Köln, sitzt in einer ruhigen Ecke, von wo aus er das Geschehen gut im Blick hat. Seit einem halben Jahr ist er nun schon, auf Wunsch und Anfrage der Inhaber, für Struktur und Konzept der Sion Brauerei zuständig. Obwohl er eigentlich schon im Ruhestand ist, hilft er gerne, wenn er kann und gefragt wird. Er fühlt sich nach 49 Jahren in unterschiedlichsten Bereichen der Gastronomie immer noch wohl. „Es ist zwar ein stressiger Beruf, aber…“ bricht er ab und lächelt ein herzliches Lächeln, welches eine Augen erreicht. Man kann seine Liebe zu dem Beruf förmlich sehen.

Angefangen hat alles mit einer Ausbildung zum Koch in jungen Jahren. So konnte er gleichzeitig etwas machen, was er gerne macht und berufliche Erfahrungen in anderen Ländern und sogar auf Kreuzfahrten machen. Damals eine der wenigen Möglichkeiten, ohne viel Geld etwas von der Welt zu sehen. Doch bleibt er nicht lange als Koch aktiv. Bereits nach sechs Jahren wechselt er den Bereich und kommt in die Dienstleistung, beziehungsweise das Managment der Gastronomie, wird sogar einer der jüngsten Restaurantsleiter Deutschlands. Für ihn ist der Beruf des Gastronomen bis heute facettenreich und spannend.

1977 kommt er zu dem gastronomischen Unternehmen Von Eicken, wo er viele Jahre arbeitet. Sie waren damals die Ersten mit einem Frühstücks- und Salatbuffett sagt er und ein gewisser Stolz schwingt in seiner Stimme mit, während er leicht lächelt. Dann erzählt er kurz von den Salaten, die in verschiedenen Sorten in großen Schüsseln lagen. „Damals wurde Wert auf hochwertige Ware gelegt“, sagt er mit einem Lächeln, welches seine Augen erreicht und sie leuchten lässt. Neben dem Schweizer Unternehmen Mövenpick waren sie auch mit das erste Lokal, welches den Brunch eingeführt hat. Nachdem er das Unternehmen verlassen hatte, fing er in der Freizeitgastronomie an und arbeitete einige Jahre in Brühl im Phantasialand.

2001 macht Wolfgang Niechziol sich schließlich selbständig und eröffnet in Köln Merheim sein eigenes Brauhaus „Goldener Pflug“, welches er auch bis Ende 2016 leitet. Danach geht er in Rente, das Brauhaus bleibt weiter bestehen.

Auf die Frage nach seiner schönsten Zeit im Bereich der Gastronomie leuchten seine Augen und er erzählt mit Stolz in der Stimme von zwei Lokalen in Bonn Bad-Godesberg, zu seiner Zeit bei dem Unternehmen Von Eicken. Die Lokale waren im englischen Stil, mit Mahagoni Möbeln und grünen Leder Sesseln ausgestattet und sehr beliebt bei Politikern, erzählt er. Seine Augen schweifen kurz in die Ferne, er sieht aus als ob er an alte Zeiten denken würde.

Er beschreibt es als spannende und aufregende Zeit. All die wichtigen und bekannten Politiker waren früher dort zu Gast und viele von Ihnen hat er persönlich kennengelernt. „Helmut Schmidt, Helmut Kohl, Willy Brandt und wie sie alle hießen.“ Wolfgang Niechziol lächelt wieder und man kann ihm die Freude und den Stolz ansehen, damals dabei gewesen zu sein.

Damals sei die Gastronomie allerdings noch anders gewesen als heute. Damals bedeutet die Gastronomie noch mehr als heute. „Gastronomie ist ja schön, aber es ist schade dass man nicht mehr soviel Anerkennung bekommt“, sagt er mit einer leicht wehleidigen Stimme. Er findet es schade, dass sich heute kaum einer noch für einen Beruf im gastronomischen Bereich interessiert. Damals war man gerne in der Gastronomie, es bedeutete etwas. Es ist zwar immer stressig, aber es hat halt das gewisse Etwas, die verschiedensten Gerichte aus den einfachsten und unterschiedlichsten Lebensmitteln zu zaubern, erzählt er und lächelt wieder sein freundliches Lächeln.

Er hofft, dass sich in naher Zukunft hoffentlich wieder mehr Leute für ihr Essen interessieren werden und mehr Wert auf Lebensmittel legen und das so auch die Gastronomie wieder mehr Zuwachs bekommt. Für ihn ist und bleibt es ein hochinteressanter Beruf.