Von Chiara Sophie Hermanns
Die Tür öffnet sich schwer, der klingende Ton eines Windspiels ist zu hören. Sofort liegt der betörende Duft von unglaublich vielen Kräuter- und Teesorten in der Luft. Himbeer, Orange, Holunder. In dem kleinen Raum sind die Wandregale aus Holz völlig voll mit duftendem Früchtetee, vielen Arten von Likör und schön verziertem japanischen Teebesteck. An der Theke steht Rosaria, welche den kleinen Teeladen in Köln Deutz bereits seit sechs Jahren leitet. Sie lächelt, während sie einer Kundin eine angenehm riechende Kräutermischung verkauft. Das Licht scheint etwas grell auf die Kulisse des Ladens, durch die verdeckten Schaufenster schleichen sich hier und da die Sonnenstrahlen herein. Es ist sehr ruhig, nichts außer Rosarias freundliche Stimme und dem gelegentlichen Klingen des Windspiels, wenn neue Kunden eintreffen.
Doch was zählt eigentlich zu ihren Aufgaben? „Alles, wirklich alles“, sagt sie. „Verkauf, Bestellungen, eigentlich bin ich alles, von Praktikantin bis Geschäftsleiterin.“ Sie sagt dies keineswegs gestresst, oder genervt, nein sie bleibt stets freundlich und aufgeschlossen. Tatsächlich läuft sie unterdessen durch den Laden, legt Süßigkeiten aus, rückt Dinge zurecht. Während des Gesprächs bedient sie immer mal wieder Kunden, die Leben in das beschauliche Teegeschäft bringen. Rosaria empfiehlt ihnen bestimmte Sorten Tee, erklärt ihre Bedeutung und bietet den Kunden kleine Leckereien an.
Sie selbst wohnt schon ewig in Köln, wie sie sagt. Jedoch hatte sie eigentlich gar nicht in Aussicht einmal selbst einen Teeladen zu leiten, vielmehr ist sie in diese Situation “reingerutscht”. Vor geraumer Zeit suchte der Vorbesitzer des Deutzer Teeladens einen Mitarbeiter, jemand mit Erfahrung im Einzelhandel. Dieses Angebot machte sich über unzählige Ecken auf den Weg durch Köln, bis es schließlich jemand fand – eine Freundin von Rosaria, die allerdings bereits einen Job als Kindergärtnerin hatte. So erfuhr Rosaria also von diesem Job, für welchen sie sich daraufhin engagieren ließ. Es wurden dann immer mehr Stunden, die sie dort verbrachte, zu ihrem guten Glück, denn zu dieser Zeit wuchs ihr der Laden ans Herz.
Als dann einige Zeit später der Geschäftsführer beschloss, mit dem Teeladen aufzuhören, bat er Rosaria ihn zu übernehmen, da sie die notwendigen Fähigkeiten und die Erfahrung mit sich brachte.
„Nein, eigentlich wollte ich das nicht. Das war mir viel zu viel Verantwortung“, erinnert sie sich zurück, während sie frischen Tee aufsetzt. Ihr Vorgänger wollte den Laden jedoch trotzdem nicht weiterführen, und suchte nach einem möglichen Käufer für die Immobilie. Direkt fanden sich Pläne für den Umbau des Deutzer Tee & Kräuterladens, was für die heutige Besitzerin der Grund war nochmal über die Geschäftsführung nachzudenken.
„Da waren Andere, und die hatten schon Pläne das hier umzubauen, zu einer Salatbar zu machen, und da dachte ich mir, ne, der Teeladen, der nicht“, sagt sie zu der damaligen Situation. Sie sagt dies mit einer tiefen Überzeugung in der Stimme, als würde sie heute auf jeden Fall noch immer genau die selbe Entscheidung treffen.
Natürlich ist es nicht immer leicht ein Geschäft zu führen. „Ob sich das Ganze finanziell gelohnt hat, wage ich zu bezweifeln“, erzählt sie, jetzt mit eher nachdenklichem Unterton. „Man denkt es kommt was rein, und man freut sich, und dann muss man Miete zahlen und das alles, und das ganze Geld ist wieder weg.“ Doch Rosaria ist nicht alleine, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Ihr Mann ist wie ein Anker, sagt sie, der sie unterstützt, damit sie den Laden weiterführen kann.
In ihrer Stimme liegt kein bitterer Unterton wie man annehmen könnte, nein, sie bleibt ruhig und erzählt alles wie einen schönen Film, der dann doch ein gutes Ende genommen hat.
Was sie mit Köln verbindet sind der Dom und der Rhein, erzählt sie jetzt etwas verträumt. Währenddessen lächelt sie noch immer, sogar noch etwas breiter als zuvor. „Oh, und Karneval natürlich!“, fügt sie fröhlich hinzu. „Es stimmt, jede Jeck ist anders“, sagt sie, während nebenan der Teekessel beginnt zu pfeifen.
„Jeder hier hat Macken, Vorlieben, Wünsche. Genau das, genau so, gibt’s eben doch nur In Köln!“