Von Golzar-Falatoon-Zadeh
Mit aller Kraft versucht er sich an der kleinen, rutschigen Ebene festzuhalten und nicht herunterzufallen. Er versucht sich mit viel Schwung an den letzten Griff hinaufzuhangeln. Plötzlich rutscht er auf. Er fällt immer weiter runter und trifft nach einigen Sekunden auf. Aber nicht auf den harten Grund einer Schlucht, sondern auf einer weichen Matte des Kölner „Stuntwerks“. Und er ist nicht der einzige. Er ist einer von 20 belgischen Jungs zwischen 15 bis 20 Jahren, die in der Halle in Köln-Mühlheim trainieren.
Darunter ist auch ihr Coach, der westdeutsche Bouldermeister Udo Neumann … Graues, zerzaustes Haar, dunkelblaues Gonzo-T-Shirt und blau-grün gestreifte Socken, kombiniert mit einer grauen Army-Hose. Der 55 jährige ist nicht nur deutscher Kletterer, sondern auch Autor zahlreicher Veröffentlichungen rund um die Kletter- und Boulderperformance, sowie Filmemacher.
Udo beobachtet mit voller Konzentration sein Team und die Ausübung der einzelnen Trainingseinheiten. Immer mal wieder schießt er Fotos von den jungen Belgiern. Fixiert auf das Training seines Teams nimmt er die laut schreienden Kinder und die nach Schweiß riechende Luft- gar nicht wahr.
Patsch! Lukas Franckaert springt vom obersten Bouldergriff auf die leicht einsinkende Matte ab . „Um erfolgreich zu bouldern, braucht man sowohl Kraft, Ausdauer als auch Körperbeherrschung“, sagt Lukas. Der 19-Jährige Belgier liebt den Sport seit seinem neunten Lebensjahr. Das erste Mal hat er auf einem Kindergeburtstag gebouldert. „Mein Ziel ist es, beim bouldern Spaß zu haben und einfach zu klettern. Auch möchte ich mit den anderen Jungs im Team an den Olympischen Spielen 2024 teilnehmen, einfach, um eine coole Zeit zu haben und einmal dabei gewesen zu sein.“ Lukas trainiert, genauso wie die anderen Jungs, 5-6 Mal die Woche.
Udo trainiert nicht nur diese Jungs. Seit 2009 trainierte er den Boulderkader des Deutschen Alpenvereins (DAV), dem unter anderem beispielsweise die Kölnerin Juliane Wurm, Boulder-Weltmeisterin 2014 sowie ihr Bruder Alex Wurm, der „Ninja Warrior Germany“ 2018 gewann, entstammen. Ninja Warrior ist eine Wettkampfshow, der seit 2016 auch vom Privatsender RTL ausgestrahlt wird. Ziel ist es, vier Hindernis-Parcours erfolgreich zu absolvieren.
Udo wechselt die Perspektive und zieht sein Kamerastativ mit. Hommes Van Duysen hangelt sich von der einen auf die andere Seite der Boulderwand. Klick, klick, klick. Der Boulderprofi schießt die letzten Fotos des Tages. Für Hommes war das bouldern anfangs schwer, doch mit der Zeit wurde es immer einfacher.
Durch Abenteuerlust wurde Ulf vom Freizeitpaddler zum Profikletterer. „Mein Leben ist so, dass ich morgens aufstehe und nicht weiß, was kommt“. Für Neumann ist die Gesundheit das wichtigste. „Wer nicht gesund ist, der kann auch kein Bouldermeister werden, geschweige denn irgendetwas anderes machen.“
Mittagspause! Die Jungs strömen in das Hallenrestaurant. Udo packt sein Kamerastativ ein und eilt den Jungs hinterher.